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Blogs von Lile an Eden
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THEMA: Auf der Flucht

Auf der Flucht 7 Jahre 7 Monate her #85

Ich bin seit Wochen auf der Flucht. Die Sprache hat mich ausgekotzt, ebenso das analytische Denken, als ob ich beiden zu unbequem geworden wäre, oder in einem Wandlungsanfall sie ausgezogen hätte, wie zu eng gewordene Kleider. Da hängen sie nun, die Sprache und das analytische Denken auf Kleiderbügel, wohlkonserviert in einer Garderobe, die ich lange nicht mehr betreten habe..bis jetzt. Und auch jetzt ist es so, als ob ich sie nicht berührte, nur eine stumme Erinnerung, dass ich einst der Sprache mächtig war, lässt mich Worte rufen, um Bilder eines Aufbruchs zu malen, der mehr einer Flucht gleicht, einem Innehalten, einem Rückzug aus den altvertrauten Pfaden der Realitätsbewältigung. Was für ein Wort: Realitätsbewältigung, als ob es Realität zu bewältigen gäbe..
Und was ist Realität? Kaum zu finden in den Abziehbildern einer Wirklichkeit, die aus der Subjektivität geboren wir einander überstülpen, immer uns selbst abbildend in unseren Mangelprogrammen, Hoffnungen und Wünschen, unseren Ängsten und Versäglichkeiten. Wer nimmt wahr, könnte ich fragen und mehr noch was wird wahrgenommen, jenseits der Abziehbilder der eigenen Sucht uns gegenseitig als Platzhalter zu missbrauchen, für die Gleichungen, die wir aufstellten...einst...vielmals die Gleichungen vergessen habend, dennoch von ihnen geprägt, sind wir getrieben von Erfüllungszwängen, der Sucht zu suchen, zu erkennen, zu fühlen, zu erfahren...zu haben...getrieben von einem Ich Will, dem sowohl das Ich, als auch das Wollen abhanden kam. Kreisend um das Zentrum eines Nichts, dessen Fülle der Potenzialität wir mit Ersatzscheinfakten niederwürgten zu einem gähnenden Abgrund der Leere.
Interpretationsanfällig bis in den Zehennagel und aufs äusserste entschlossen das Gefecht der Bedeutungszuweisungen solange auszutragen, bis einer Behauptung Wahrheit zugesprochen wird, oder aber der letzte Krieger erschöpft von allen sich wandelnden Behauptungsanfällen die Bedeutung selbst als bedeutungslos enthauptet
Das Spiel im innern wie im aussen erkennend, bin ich geflohen, zumindest versuchte ich es, indem ich erstillte, ebenso innen wie aussen...Nichts in mir wollte denken oder sprechen...es war mir, als ob das Denken und das Sprechen mir das Gewahrsein vernebelten, das Erleben eindämmte, das wie ein ferner Ruf mich als ein Sehnen der Zukunft nach sich selbst erreichte. Einer Zukunft der Authentizität, auf Verbundenheit basierend, ohne je ein Wort darüber zu verlieren...
Und je mehr ich mich diesem Ruf zuwandte, umso mehr verblasste auch der Kleiderschrank der gedachten Befindlichkeiten. Ich befand mich sozusagen nicht mehr. Auf die Frage "Wie geht es Dir" fand sich keine Antwort mehr...
Mein Körper allerdings fand sich bei den Bäumen, im Moos, auf Klippen, unter Sternen, vom Regen gewaschen, von der Sonne getrocknet, mit den Blüten lächelnd, mit den Insekten summend, vom Wind gestreichelt, in die Erde geschmiegt. Ich atmete Schönheit im Wechsel von Licht und Schatten..Die lineare Zeitwahrnehmung verlor sich, ebenso wie Vergangenheit und Zukunft. Ich erlaubte mir zwischendurch die Empfindungen, die da waren, durch meine Finger gleiten zu lassen, wie unzählige Sandkörner des Meeres ohne damit Burgen zu bauen..Ich liess sie einfach durch die Finger gleiten und gab sie dem Meer zurück oder den Sternen, dorthin woher sie aufgetaucht waren und dennoch verliessen sie mich nicht, denn ich war das Meer und die Sterne, Vergangenheit und Zukunft.. immer jetzt..
Ich verlor Dinge, die mir wichtig schienen und ich bat die verlorenen Dinge mich zu ihnen zu führen, manchmal auch die Geister des Waldes, sie mir zu bringen, und in der Gewissheit sie zu wieder zu finden, fand ich andere Dinge. Dinge, die ich vergessen hatte, verloren im Krieg der Bedeutungen und plötzlich bekamen diese Dinge eine ihnen gemässe Bedeutung im Jetzt und ich fühlte mich beschenkt, überreich beschenkt wie in einem riesigen Zaubergarten, in dem sich alles findet, was gerade jetzt wesentlich ist...vom Wesenslicht beschienen, in ihm erkannt....
Noch weiss ich nicht wo die Pfade sich kreuzen, und ob sie sich kreuzen..ich fühle mich nicht mehr zuhause in einer Welt der Spiegelungen...und dennoch bin ich mir gewiss, dass der Gedanke die Welt der Spiegel verlassen zu haben, ein weiteres geschicktes Experiment des Minds ist, uns erhaben zu fühlen und frei und mit diesem Irrsinn uns noch enger an die Matrix kettet, der wir vermeintlich entflohen...
Schon der Gedanke fliehen zu müssen ist ein Beweis des gefühlten Gefangenseins.
Egal was zu müssen ist ein Zwang..
Ich muss gar nichts, nicht einmal leben:-)
Ich glaube auch nicht mehr verstehen zu müssen...doch glaub ich noch immer mich erklären zu müssen...Dinge richtigstellen zu müssen, die über mich gemeint werden, weil da ein unsäglicher Wunsch ist gesehen zu sein, nicht als etwas Bestimmtes, nicht als gut schlecht, weise, schön, hässlich etc..sondern einfach nur gesehen zu sein, als das was ich bin und ich wünsche mir, dass du fühlst was ich fühle und es ist mir schier unendlicher Schmerz zu sehen, dass niemand zu fühlen scheint, was ein anderer fühlt und der Mind sagt, das ist auch nicht möglich, weil jeder individuell wahrnimmt und keiner so fühlen kann wie ein anderer, solange er nicht der andere ist. Doch ich weiss dass es möglich ist.. Ich weiss es..wenn du mich fragst wie, könnt ich dir weitschweifige Erklärungen geben über die Auflösung(bzw Nichtidentifikation mit etwas Bestimmten) ins Nichts, des Erkennens einer Signatur, den Aufbau jener Signatur und der Wahrnehmung aus dieser Signatur hinaus...und dennoch ist dies nur dem Wegelagerer eine Wegbeschreibung..Dem Empathen ist es eine Selbstverständlichkeit, Segen und Fluch zugleich..Er ist nie allein, gleichzeitig all-ein und vielfach einsam...An dieser Stelle verweigert sich die Sprache erneut und da ist Schweigen in mir..das Schweigen einer Ewigkeit die es müde ist einer Reisenden durch sich selbst zuzuhören...die die Stille sucht und den Gesang der Natur, die dem Rauschen der Blätter lauscht, den Duft der Blüten atmet und das Spiel von Licht und Schatten, von Fragen und Antworten mit freudvoller Gelassenheit aus sich gebiert, sich in ihm erkennt, ohne in ihm gefangen zu sein und der Vergänglichkeit die Hand reicht, wie ein Zündholz der Reibung, weil nur sie gemeinsam das Licht entfachen, das die Potenzialität zur Realität erhellt.
Es ist ein Ankommen in dieser Flucht, ein mehr und mehr in sich zuhause sein, in einem Land, das ich seit Jahrzehnten liebevoll das Land DWEI nenne..Das Was Es Ist und dieses Land kennt keine Grenzen, nur die Grenzen der Vorstellung. Auch die Vorstellung von zu Fliehendem und Flüchtender verlieren sich, denn da ist nichts was es zu verlassen gäbe und nichts im Erwerden zu Forcierendes...da ist Gewahrsein dessen was ist und da ist kindliches Staunen über das Erblühen und Entfalten unendlicher Möglichkeiten, die erst durch die Linse unserer Wahr-nehmung sich zur erlebten Realität erträumen.
♥Lile An Eden, www.artvisionweb.com
PS: "Wir haben unsere Sprache nicht verloren.
Wir sprechen in unseren Seelen, in unseren Herzen weiter und werden finden, finden die, die uns verstehen um dann gemeinsam die Sprache der Erde des Lebens zu sprechen.
Seh in die Augen des Falkens, er ist klar und betrachtet ohne zu verurteilen.
Seh in die Augen der Krähe sie wird dir zeigen was hinter dem Ganzen ist.
Seh in die Augen des Wolfes … er ist deine Familie.
Seh die Augen der Schlange … sie ist weise.
Seh in deine Augen und du wirst erkennen … alles ist eins.
Man braucht keine Wörter um sich mit dem Leben zu verstehen, man sieht nur mit dem Herzen.
Seht hin … und benutzt dabei mehr als das Geschriebene, das gesprochene Wort, … die Gestik, das Herz, die Ohren, die Nase Gebraucht alle Sinne die euch gegeben sind, sonst seid ihr taub für das was euch umgibt. Das Leben hat euch mehr zu sagen.
Hört, riecht, spürt endlich die Sprache des Lebens um euch herum, nur dann werdet ihr SEIN." (Indianerweisheit)
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