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THEMA: Die andere Wirklichkeit

Die andere Wirklichkeit 10 Jahre 11 Monate her #13

Es ist die Zeit vor Sonnenuntergang.Der lange Winter ist vorüber und langsam gewöhnen sich meine Augen wieder ans Licht.Die Sonne hat sich rar gemacht in diesem Winter und vereinzelt nur sah man Menschen in den Strassen dieser Stadt. Irgendetwas in mir sagt mir,dass ich noch lebe,denn offensichtlich nehme ich wahr.Ich kann die Kirche sehen,die sich in roten Backziegeln möchtegerngotisch vor meinem Fenster erhebt.Ich kann die Bäume sehen,die ihrer Blätter beraubt,dennoch eine Realität vermuten lassen,die sich ausserhalb meiner selbst befindet.So nehme ich denn meine Fähigkeit ,Dinge ausserhalb meiner selbst wahrzunehmen,als Beweis dafür,dass ich überlebt hatte, diesen Winter überlebt hatte-in einem Körper,den auch andere sehen können.Ich weiss nicht mehr,wie lange ich in dieser anderen Wirklichkeit verbrachte,noch weiss ich ob ich sie verlassen habe. Ich schaue aus meinen Augen wie durch ein Fernrohr. Ich betrachte diese Bäume,diese Kirche,diese Menschen aus weiter Ferne. Der Verstand sagt mir, das ich noch einen Körper habe,zu dem diese Augen gehören, doch weiss ich nicht, wo der Verstand seinen Ursprung nimmt. Ist er Teil,wenn nicht Schöpfer dieser Realität, oder ist er einfach nur eine Sinnestäuschung,die sich an Dimensionen bricht und Wirklichkeiten zaubert, die im Licht der Seele niemals real sein könnten ? Vielleicht ist ja auch der Körper nur eine Sinnestäuschung, ebenso wie der Raum,den er scheinbar einnimmt.
Früher schien mich diese Illusion zu faszinieren,als Gefangene zu halten, doch irgendwie muss ich der Gefangenschaft entkommen sein und eine Tür aufgemacht haben in eine andere Wirklichkeit-oder vielleicht zu einem anderen Blickwinkel in bezug auf die Welt. Wann das geschehen ist,weiss ich nicht mehr..Die Zeit hat für mich jegliche Bedeutung verloren,doch weiss ich noch,dass sich die Tür nicht von selbst öffnete und dass da Wächter waren,die jeden Versuch,das Gefängnis zu verlassen, mit grosser Intensität zu verhindern trachteten.Jeder Versuch,die Gitterstäbe und den Boden des Gefängnisses zu sprengen , endete mit Selbstzerstörung, besser gesagt mit der Zerstörung eines Selbstbildes. Doch darf man sich die Mauern nicht als solide Bauwerke vorstellen,sondern mehr blasengleich mit dehnbaren Wänden.Das Fundament dieser Scheinwelt jedoch bestand aus Fasern, die wie feine Adern den ganzen Organismus durchzogen.Die Fasern waren Gedankenstränge, Glaubenshaltungen, kollektive Mythen,die Tag für Tag eine Realität hervorbrachten, die der Logik dieser Glaubenshaltungen unterworfen war.Doch die Blasenwände hatten Löcher, Stellen , an denen die Wände brüchig waren, und für kurze Momente konnte man das Gefängnis verlassen-meistens wenn man schlief oder sehr tiefe emotionale Zustände überhand nahmen und das perfekt funktionierende logische Denken kurzfristig ausser Betrieb war.Doch kaum passierten diese Ausbrüche kam der mächtigste Wächter dieses Systems, die Angst und wie bei einem Jojo schnellte man unwillkürlich in dieses System zurück.Die andere Wirklichkeit, die sich auftat, wenn man das System verliess, war einfach zu unbeschreiblich, zu fremd, zu anders um sich in ihr zurecht zu finden. Masstäbe, Landkarten, Sinnesorgane, kurzum alle Orientierungshilfen, die in der Scheinwelt lebensnotwendig waren, versagten ganz und gar ausserhalb des Bezugssystems. Die Angst verstärkte sich noch, da angesichts der fehlenden Parameter , man selbst zunehmend ungreifbar wurde. Zudem reagierte die Gefängniswelt, wenn man über diese Wahrnehmungen sprach, mit Unverständnis, Angst oder schlimmer noch mit Vorwürfen des Wahnsinns. Man wurde zur potentiellen Bedrohung für ein System, das darauf basierte, ausschliesslich von einem Blickwinkel gesehen zu werden, und das man für real hielt um selbst real zu sein. Diese Zeiten waren sehr dunkel und die Wege ähnelten den Gedankengängen in den verschlungenen Gehirnwindungen der Menschen. Gefühle wurden versklavt und berechnet,investiert und abgezogen nach Bedarf und zudem als dem Verstand untergeordnet und minderwertig betrachtet.Natürlich kam es zu Tumulten, unvorhergesehenen Ausbrüchen und Gewalttaten durch unterdrückte Gefühle,doch diese Ausbrüche schluckte das System als Unregelmässigkiten verwirrter Menschen. Kaum jemand zweifelte das Fundament des Systems an ,das Nährboden war für Kriege, für Hass , Morde, Einsamkeit und Verzweiflung. Nein, man lastete es der menschlichen Natur an,dass sie immer wieder ausser Kontrolle geriet. Selten stellte jemand die Frage, wer denn die Paradigmen dieser Realität verfasst hätte, denn der allgemeine Glaube beschränkte sich auf eine gottgegebene Gesetzmässigkeit, auf höhere Gewalt sozusagen, an die man glauben konnte oder nicht. Weder Religion noch Wissenschaft stellten über eine lange Zeit die reale Natur dieses Gefängnisses in Frage. Wohl meinten sie abwechselnd die Realität als Illusion entlarvt zu haben, doch änderte das nichts an der Tatsache, dass Menschen weiterhin in den Gesetzmässigkeiten dieser Illusion ihre einzige Wahrheit entdeckten.Sehr,sehr vereinzelt traten Menschen auf den Plan, die diese Gefängnisrealität als Traum erlebten und sich bewussten Träumern gleich, bemühten diese Traumrealität zu verändern.Ihre Stimmen wurden kaum gehört,da es den meisten Menschen einfacher schien,weiter als Gefangene zu leben, als ihr Bewusstsein zu weiten und Eigenverantwortung zu übernehmen. Und niemand und ich sage wirklich niemand kann es ihnen verübeln..Jahrtausendealte Vorstellungen haben ihren Blick geprägt, einzementiert ..und wie kann man ihnen die Angst nehmen,wie ihnen die Realität ihrer Umgebung nehmen ,ohne ihre eigene Existenz in Frage zu stellen. Manchmal kamen Boten einer anderen Wirklichkeit zu ihnen und flüsterten : "Da ist mehr-erinnere dich, in dir steckt mehr ,als du glaubst, du bist Schöpfer deiner Realität" und manchmal überlappten sich die Wirklichkeiten und systembezogene "Unmöglichkeiten " geschahen. Man sprach von Wundern, von Gnadenakten irgendeines Gottes, man sprach von magischen Wesen, die aber letztlich so tief in das Unbewusste der Menschen versanken,dass sie nicht mehr als reale Gegebenheiten gehandelt wurden, sondern auf eine Ebene der Märchen und Mythen verbannt wurden. Die Phantasie ,einer der wertvollsten Wahrnehmungshilfen überhaupt, wurde gedemütigt, verbannt und dem logischen Verstand untergeordnet und jedes realen Charakters beraubt und bestenfalls noch in der Kunst toleriert.So regierte der logische Verstand mit Hilfe der kollektiven Mythen über das illusionäre Reich.Geknechtet von Angst, Ohnmacht und Selbstzweifeln lebten die Menschen im Glauben, sich zur Blüte der Wissenschaft zu erheben und vergassen dabei mehr und mehr sich selbst. In einer seelenentleerten Zeit waren sie es zufrieden zu existieren, zu funktionieren , zu versagen oder zu reussieren.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts Erdenzeit regte sich ein Funke, der zum Feuer wurde
und die Illusion nach und nach verzehrte. Das letzte Aufbäumen des menschlichen Potentials, ein Fingerzeig Gottes, was auch immer, Menschen begannen Fragen zu stellen und fanden Antworten ,die das System erschütterten. Das neue Zeitalter der spirituellen Revolution brach an und führte zu einer erweiterten Wahrnehmung,die eine Art Parallelwelt hervorbrachte, in der man sich wie auf einer Art Luxusdampfer erholte. Der Alltag jedoch blieb,anfangs zumindest, für die meisten derselbe.
Viele begannen sich an eine Lebensform zu erinnern ,in der Zeit und Raum keine Rolle spielten ,in der es Tod nicht gab und keine Trennung. Es gab kein Ich,im Sinne von etwas Getrenntem..es gab die Wahrnehmung von ich und du im Bewusstsein,dass sie der gleichen Quelle entsprangen und das Du einfach ein anderes Ich war.Es gab die Angst nicht und Leben war ewig in jedem Moment ,voller Freude und Liebe am Sein und am Schöpfen. Realitäten schufen wir in der Zeit eines Wimpernschlages und auch uns selbst schufen wir in jedem Moment neu-bewusst.Wir spielten mit Bedingungen und Dichten, um zu sehen, wie sich die heilige Lebenskraft ausdrückte in immer neuen Formen und Arten. Leben war ein immerwährendes, freudvolles Spiel. In menschlichen Begriffen waren wir wie Kinder, die sich in immer neue Formen kleideten und Universen schufen aus ihrer Imagination, mit der Fähigkeit Dinge erscheinen zu lassen.Wir sprangen in diese Wirklichkeiten wie physische Kinder ins Meer ,und wir tauchten in sie ein, erkundeten sie in Achtung und Respekt vor diesen erschaffenen Gegebenheiten,doch waren wir niemals ihre Sklaven. Keine Wirklichkeit nahm uns so gefangen , dass wir uns in ihr verloren oder darüber unsere Schöpferkraft vergassen. Wir freuten uns unendlich über die unermessliche Vielheit, die unserem Geiste entsprang.....Dichter und dichter wurden die Realitäten. Was als Idee geboren wurde, nahm zunehmend Form an und wir entwickelten Sinne,diese Formen wahrzunehmen und wir entwickelten Körper in derselben Dichte wie die Formen unserer Umgebung,die wir geschaffen hatten und noch immer waren wir glücklich,spielend mit allen Möglichkeiten des Seins. Es gab kein besser oder schlechter,kein heilig oder profan. Es gab nichts Schönes oder Hässliches. Nichts störte die Harmonie. Alles war Ausdruck des einen Geistes, der einen Seele, des einen Herzens nichts und niemand verpflichtet als der Liebe,die uns in die Freiheit hielt.
(Auszug aus :Die Paradieskinder,Lile an Eden..Erscheinungstermin: 2014
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