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THEMA: Im Feenreich - Heilung alter Schmerzen

Im Feenreich - Heilung alter Schmerzen 10 Jahre 11 Monate her #11

Das ist die Geschichte eines Mädchens,das auszog die Vergangenheit zu suchen,weil es die Gegenwart nicht mehr ertrug und auf der Suche nach seiner Vergangenheit im Feenreich landete:

Zuerst weiß Lilly nicht so recht, wo sie sich befindet. Sie liegt unter hohen Bäumen im Gras. Ein Rabe krächzt aufgeregt, und alles scheint ihr
ähnlich zu sein wie zuhause. Aber eben nur ähnlich. Etwas ist anders. Lilly fühlt sich sehr leicht, leicht wie eine Feder und schon ist sie versucht, die Arme auszubreiten und zu fliegen, der milchig- weißen Sonne
entgegen, die den ganzen Wald in ein bläulich weißes Licht taucht.

Plötzlich hört sie, scheinbar aus dem Nichts, eine mahnende Stimme. » Warte, Lilly warte!« Zwei funkelnde Augen, die Augen des
Schmetterlings, schauen sie vorwurfsvoll an.
« Ja, ja kleine Lilly, kaum bist du hier, willst Du schon wieder
davon fliegen. Geduld, mein kleines, Geduld!«

Bevor Lilly etwas erwidern kann, ist der Schmetterlings verschwunden. Jetzt erst bemerkt Lilly die Vielzahl am Blumen, an Düften, und sie sieht Bäume, uralte Bäume, mit Misteln bewachsen. Alles, was sie sieht, gefällt ihr, doch so sehr sie sich auch umblickt, sie sieht keinen einzigen Menschen.

« Hallo«, ruft sie laut,« ist da jemand?«

Auf ihr Rufen erhebt sich ein Raunen im Walde, ein Rascheln und Singen, sogar die Luft scheint zu vibrieren. Alles will gleichzeitig seine Anwesenheit bekunden. Ganz erschrocken von so vielen Antworten,verstummt Lilly. Nach einer Weile flüstert sie ganz leise:« Wo bin ich hier?«

»Im Feenreich« tönt es von allen Seiten zurück

»Und nicht zum ersten Mal » kichert ein Wurzelmännchen.

« Nein , nicht zum ersten Mal »,schreit die Eule ,

«Wir kennen dich ,kleines stolzes Mädchen«, singen die Elfen.

« Lang warst du weg«, rascheln die Blättert,

»Du musst dich erinnern!«
säuselt der Wind .«Du musst dich erinnern!«singt der Bach.

»Du musst dich erinnern!« schreit Lilly`s Herz .«Wie, wie kann ich mich erinnern?
« Der Schlüssel liegt vergraben im Haus, am Ende des rückwärtigen Weges.

Geh´ durch das erste Tor der Zeit und finde deine Vergangenheit.«

Der Spruch scheint aus dem Nichts zu kommen und doch von allen Seiten zugleich. Lilly hört ihn und hört ihn nicht, vielmehr spürt sie mit aller Deutlichkeit das Gesagte. »Wo,« ruft sie,« wo finde ich den rückwärtigen Weg?«

Gleichzeitig mit der Frage formt sich die Antwort: »Wünsche, Kind, wünsche, dein Herz wird dich führen ,wohin es dich verlangt .

Dieser Spruch geht Lilly durch und durch, und sie wünschte sich von Herzen den Weg zu finden, der zur Vergangenheit führt. Sie schliesst die Augen und spürt wieder den Wind ,oder ist es der Traum, der mit mächtigen Schwingen sie trägt, durch Tore so gross, wie ein Mauseloch klein, durch Räume so weit, wie ein Nadelöhr breit. Als sie wieder Boden unter den Füßen spürt, steht sie vor einer Mauer aus Stein, undurchdringlich und kalt.

« Mein Gott, was soll ich hier«, bricht es aus ihr heraus. So weit das Auge reicht, nur Steine ,nichts und niemand außer ihr und den Steinen.

»Was soll ich hier an«, ruft sie laut,« Wo bin ich?«
» Dies ist der Anfang des rückwärtigen Weges. Du wolltest dich erinnern.«

Lilly ist es nun schon egal, ob wirklich jemand mit ihr spricht, oder ob sie sich das Gesagte nur einbildet.
»Ja, ja, ich weiß-aber es sind doch nur Steine »,schluchzt sie verzweifelt. »Nur Steine und ich ganz allein.«

» Erstens Lilly ,bist du nicht allein. Zweitens ist es dein rückwärtiger Weg, drittens sind wir keine Steine. Schau genau, kleines Mädchen , schau genau!«
»Nein, ich will nicht«,ruft Lilly. »Ihr seid alles Steine -dumme, kalte Steine und ich will weg hier- sofort!« Lilly schimpft wie ein Rohrspatz, sie tritt gegen jeden Stein, der ihr zu nahe liegt, doch jedes Mal wenn sie einen Stein berührt,

berührt sie sich selbst und es tut weh, nicht am Fuß, nicht am Kopf, nein -in Lilly`s Herz tut es weh, und bald schon lässt sie es bleiben.

»Was seid Ihr, wer seid Ihr«, fragt Lilly ganz zaghaft.

»Wir sind Verletzungen, kleines Mädchen, wir sind Ängste, Schmerzen - all das, was dich hindert, den rückwärtigen Weg zu gehen.

»Wie komm ich dann zur Vergangenheit?« » Du musst verzeihen, kleines Mädchen,, den anderen und dir selbst, du musst vertrauen kleines Mädchen. Wenn du dich erinnern willst, musst du die Steine lieben, dann verschwinden sie, lösen sich einfach auf. Lilly berührt staunend einen Stein, streichelt ihn mit den Fingerspitzen und bemerkt, wie er unter ihren Händen immer wärmer wird, wärmer und weicher, bis er schließlich unter ihren Fingern beginnt zu schmelzen, sich einfach aufzulösen .«Wir sind die schmerzhaftenErinnerungen, Lilly, wir alle zusammen bilden das erste Tor der Zeit. Der Schlüssel heißt Verzeihen. Ein Verzeihen, das jenseits von Schuldgefühlen, das die Liebe selbst ist. Liebe uns, löse uns und der rückwärtige Weg steht dir frei.« Lilly denkt an ihre Eltern,ihre Lehrer und Freunde, die sie
verletzt hatten und sie nicht verstanden hatten, und sie denkt an sich selbst, die vor lauter Einsamkeit und Verzweiflung ungerecht und böse geworden war. In diesem Moment blitzt so etwas wie Verständnis in ihr auf und eine tiefe Liebe erfüllt sie, zu ihren Eltern, zu Ihren Freunden,
zu sich selbst. In diesem Moment erinnert sie sich an ihren kleinen See,
an die vielen, vielen Tränen und an das gemeinsame Lachen mit
unzähligen Tieren und Pflanzen, wenn sie sah, wie der Wasserspiegel des Sees durch ihre vielen, vielen Tränen gestiegen war.

In diesem Moment weiss sie, dass alles gut ist und sie sieht wieder die Steine und liebt sie. Plötzlich steht sie am Anfang eines schmalen
Bächleins, das sich gewunden durch ein wunderschönes Tal zieht.
Ein paar Steine am Wegrand und in der Mitte des Bächleins erinnern sie an die Mauer aus Stein und sie staunt über das Wunder, das sie
soeben gesehen. Beschwingt hüpft Lilly von einem Stein zum anderen und folgt dem Bächlein bis zur Quelle. Nahe der Quelle steht ein Häuschen, inmitten eines riesengroßen Gartens. Vor dem Häuschen steht eine Frau, die seltsamste Frau, die Lilly je gesehen hatte. »Willkommen, mein Kind«, sagt die Frau. »Wer bist du«, fragt Lilliy« Ja weißt du das nicht«, sagt die Frau, »ich hüte deine Vergangenheit und bald wirst du alles verstehen.«


Auszug aus dem Buch AN (Liebe in Zeiten der Seelendämmerung)von Lile an Eden,Ein Märchen für Kinder und Erwachsene
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